Die Brückentour, eigentlich für das Jahr 2014 geplant, heute geht es endlich los …
Es ist 06:28 Uhr, noch einmal meinem Engelchen winken und los. Direkter Weg nach Travemünde, also fahre ich zunächst an der B 76 bis nach SÜSEL, weiter nach HAFFKRUG an die Ostsee und dann über SCHARBEUTZ, TDF. Strand, Niendorf wieder an die B 76 nach Travemünde und dann bis zum Skandinavien Kai. Unterwegs hatte ich noch mit entgegenkommenden Kollegen, die die zum Dienst müssen, gerechnet, aber ich habe niemanden erkannt. In SÜSEL begrüße ich im Vorbeifahren Matse, der die Garage aufschloss.
Als ich kurz vor TRAVEMÜNDE etwas trinken will, fällt mir auf, was ich vergessen habe: Meine Selter steht noch zu Hause auf dem Küchentisch. Also habe ich schnell am Ortseingang bei LIDL “nachgetankt”.
Da ich schon eine Karte habe, stelle ich mich in aller Ruhe in der Spur der PKW an. Zugewiesen wird mir dann Spur 6, Deck 1 und dann ganz nach vorn. Neben mir machen 3 Kradfahrer ihr Bikes fest, sie werden mit Gurten in den Halterungen am Boden verzurrt. Alle Maschinen waren etwas älter, 1 Harley und 2 Moto Guzzi. Ich stelle meinen “Jack” daneben an eine Außenwand und sichere ihn ebenfalls mit Gurten. Alle Sachen, natürlich bis auf meine Lenkertasche mit allen Wertsachen, bleiben am Fahrrad.
Erst habe ich einen sehr schönen Platz auf Deck, ein bequemer Plastikstuhl so zurecht gerückt, dass ich meinen Kopf an einen Rettungsring anlehnen konnte. Herrlich! Als die Fähre dann die Trave verlässt, wird es jedoch sehr windig. Es zieht von allen Seiten, so dass ich meinen Superplatz aufgebe. In der Panorama-Bar habe ich gleich wieder Glück: Einige junge Leute machen gerade die besten Plätze an der Aussichtsscheibe vorn links frei. Wieder ein Superplatz, auch hier kann ich meinen Kopf anlehnen.
So, und nun? Mein Netbook war gut verpackt am Rad, ein Buch oder etwas anderes zur Unterhaltung habe ich nicht mit. Mit dem Handy ins Internet will ich nach meinen Erfahrungen auf der “Queen Elisabeth” nicht, dort hatte ich für wenige Minuten Internet 14 € bezahlen müssen. Also beobachte ich andere Fahrgäste. Zuerst nehmen rechts von mir 2 junge Männer Platz, so um die 18 Jahre alt. Anscheinend sind sie zu Fuß unterwegs, jeder trug 2 Rucksäcke. Sie sprechen lange über das Essen hier an Bord, sie scheinen nicht viel Geld zu haben. Schließlich holen sie sich je 2 “Wiener im Brötchen”, um sich danach noch lange Zeit über den Preis von jeweils 4,70 € zu ärgern. Da ist da noch ein älteres skandinavisches Pärchen, während der eine schläft, liest der andere und umgekehrt. Sind beide wach, wird gegessen oder genascht. Erst von der Theke in dieser Bar, dann geht man abwechselnd zum Bordkiosk und kommt mit Schokolade, Keksen usw. zurück, was sofort verputzt wird. Dann nehmen 5 Jugendliche am Nebentisch Platz, 4 Jungen und ein Mädchen. Alle irgendwie schwarz gekleidet, vom Sakko bis zum Trainingsanzug, aber schwarz. Einer versucht den anderen DOKU beizubringen. Er erklärt und dann soll nach seinen Erklärungen gespielt werden. Dabei kommen irre Sprüche und Formulierungen heraus, es handelt sich wohl und angehende Abiturienten oder so. Viele Sprüche werden aber bewusst zweideutig gehalten. Als das Mädchen einmal zu dem Sakkoträger sagte:” Dein Stich!”, kam prompt zur Antwort: ”Ich wollte bei dir schon immer einmal zum Stich kommen”. HaHaHa
Als ich zu meinem Jack zurückkam liegen hinter den Krädern ca. 10 Fahrräder am Boden. Ein Kradfahrer erklärt, dass sie nach den Anweisungen des Personals dort abgelegt werden mussten, aus Sicherheitsgründen.Jack jedenfalls steht noch brav in seiner Ecke. Fertiggemacht und in Startbereitschaft gestellt. Da kommt aus der Radfahrergruppe ein junges Mädchen auf mich zu. “Sind sie aus Eutin?”, fragt sie. Ich bestätige und schaue sie fragend an. “Mein Bruder hat das an ihrem Abzeichen erkannt, wir haben alle so ein Abzeichen auf unseren Rädern!” erklärt sie. Es handelt sich um den Aufkleber der Fahrradinitiative, einen solchen habe ich auch auf meiner Warnweste kleben.
So aufgepasst und nicht wieder hinter den Fahrzeugen her auf die Autobahn. Diesmal fahren aber auch genug Radfahrer vor mir uns so finde ich den Radweg, biege dann gleich nach Osten ab, um auf dem ca. 5 Km entfernten Campingplatz zu übernachten.Campingplatz “Dalabadets Camping”, ein Platz in einem Tannenwald, Kosten 180 SEK, ca. 19 €.Ein Wohnmobilfahrer beobachtet meinen Zeltaufbau und wir kommen ins Gespräch. Er bewundert mein Fahrrad und meine Art, das gesamte Gepäck zu verstauen.Ich sehe mich noch kurz um, duschen und ab ins Zelt, ca. 05:30 Uhr will ich aufstehen
Beide Städte sind mit dem Fahrrad zu durchqueren …
Einen Hinweis auf eine Karte für das Fahrrad konnte ich nicht finden. Ein älterer Herr, er erinnerte mich an einen früheren Klassenlehrer, schaute mich amüsiert an. Also bat ich ihn in bestem Englisch um Hilfe. Er las mehrere Minuten den schwedischen Text und zeigte dann begeistert auf die Infotafel. Für das Fahrrad musste ich eine Kinderkarte extra kaufen, wäre ich nie draufgekommen. Haben wir am Automaten umsetzen können und mit Visa bezahlt, 105 SEK/53 SEK, ca. 17 €. Vielen Dank
06:35 Uhr, fertig gepackt und los. Die Rezeption ist noch nicht besetzt, also kommt die Karte in den Briefkasten. Mein neuer Freund aus TUT ist auch schon wach und wünscht mir eine gute Reise. Er hatte sich am Vorabend mein Fahrrad ganz genau angesehen und war begeistert. Der Radweg wurde dann durch einen Zaun von der Fahrbahn abgegrenzt, kilometerweit. Die halten Radfahrer hier bestimmt für gefährlich! Kurz darauf fallen mir die Zufahrten der Grundstücke auf. Bei uns wird immer der Radweg gesengt, gehoben, gesengt,… Hier nicht! Die Kantsteine werden schräg angeschliffen und das reicht aus. Toll!
09:00 Uhr das Schild “MALMÖ”, es lief richtig gut, sogar Rückenwind. Die Skyline sieht futuristisch aus. Dann das Terminal für die Brückenüberquerung mit dem Zug. Sieht gut aus, aber niemand da! Viele Automaten, viele Anweisungen in Schwedisch und Englisch, schwer zu verstehen.
Der erste Zug 09:41 Uhr ist zu voll und nimmt deshalb keine Fahrräder mit. Takt alle 20 Minuten, also der nächste dann um 10:01 Uhr. Hier klappt alles. 1. Station in KOPENHAGEN ist der Airport und ich versuche den Bahnhof zu verlassen, gar nicht einfach. An den Ausgängen nur die Drehtüren wie in einem Krankenhaus und dazu ist mein Rad zu lang. Beim Umherirren finde ich eine Glasscheibe mit Griff und siehe da, eine Tür! Raus und Rtg. Norden.
Leider konnte man weder auf der schwedischen noch auf der dänischen Seite einen Blick auf die Brücke werfen, man konnte keinen Standort finden, von dem aus man sie sah. Ganz toll, was man in KOPENHAGEN für den Radverkehr getan hat. Jens hat recht, wenn er diese Stadt immer als Beispiel anführt. Ich habe den Eindruck, dass hier aus 4-spurigen Fahrbahnen 2-spurige mit je einem Radweg gemacht wurden. Doch es reicht hier nicht, es ist zu wenig. Die fast fahrbahnbreiten Radwege sind verstopft, an jeder Ampel lange Staus! Wird es dann grün, kommen nicht alle mit. Aber Kompliment, nur ganz selten missachtet jemand das Rotlicht.
Auf meiner Fahrt zunächst in die Innenstadt zu einer Bank wurde ich mehrtfach körperlich berührt, gestoßen, geschubst. Doch da regt sich niemand auf, das scheint hier völlig normal zu sein. Bei diesen Massen an Radfahrern würde sogar das Bauamt EUTIN weitere Radwege bauen oder erweitern!
Als vor mir wieder einmal stark gebremst wird, muss ich aus dem Sattel und als ich meinen rechten Fuß auf den Boden setze, habe ich das Gefühl, dass mir jemand mit dem Messer in die rechte Wade sticht. Sch….! Auftreten geht fast gar nicht mehr, also probiere ich Radfahren und es geht einigermaßen. Weiter, einfach erst einmal weiter und aus diesem Gedränge heraus. Ich finde eine Bank, versorge mich mit DKK und verpflege mich bei ALDI, dann fahre ich wieder nach Norden.
Die Stadt KOPENHAGEN nimmt und nimmt kein Ende, immer wieder Häuser und Geschäfte. Ist ja auch eine Großstadt. Lothar hatte von der Nordküste Sjælands geschwärmt und ich bin ganz seiner Meinung. Hier stehen Häuser, dagegen ist Tdf. Strand ein Armenhaus. Teilweise sind die Häuser im alten Kolonialstil renoviert worden. Man denkt, wenn man hier klingelt kommt ein Mann mit dieser mittelalterlichen Perücke an die Tür und fragt nach den Wünschen. Toll! Die Strecke führt entweder an diesen Grundstücken vorbei oder direkt am Strand entlang. Hat den Nachteil, dass mir die Sonne so richtig auf den Pelz brennt. Sie piekt richtig.
Kurz noch mit meinem ENGELCHEN telefoniert und dann ab in den Schlafsack. Morgen sind die Schmerzen bestimmt weg und wenn nicht ist es auch egal, ich muss nämlich weiter!
Ich treffe unterwegs auf mehrere solcher Figuren, mir gefiel jedoch die unterste am Besten! Mein GPS im Handy spielt teilweise verrückt, später komme ich auf dir Ursache zurück. Campingplatz “Nivå”, ein kleiner Platz und ich kann mir auf einer Wiese einen Platz für mein Zelt aussuchen. Aufbauen dauert fast eine Stunde, da ich mich mit meinem rechten Bein nur bewegen kann, wenn ich es nach rechts verdrehe. Das Abrollen verursacht sonst erhebliche Schmerzen
… ist einfach wunderschön!
06:20 Uhr, los, aber was für eine Nacht! Bei meinem Engel hatte es gestern Abend geregnet, sogar stark geregnet. Hier gibt es ab 21:30 Uhr extremen Starkregen, der mit kurzen Unterbrechungen bis ca. 2 Uhr anhält. Ich rechne schon mit einem Wassereinbruch, aber mein Zelt bleibt zum Glück dicht! Mein Handy soll um 5 Uhr wecken, aber weil es da immer noch leicht regnet, warte ich noch ab. Schon mal zusammenräumen und dann ist es tatsächlich trocken.
MIST! Gestern schon bezahlt und die Karte abgegeben, ich komme nicht mehr in die Waschräume! Also Zähneputzen am Zelt und Katzenwäsche. Mein Bein schmerzt wie gestern, aber mit der verdrehten Beinstellung geht es und ich gewöhne mich langsam daran.
Erstes Etappenziel ist HLSINGØR, aber zu früh, um etwas geeignetes zum Frühstücken zu finden. Weiter über HORNBÆK und GILLELEJE. Die ganze Strecke fast immer direkt am Strand, entweder auf der Straße mit Radfahrstreifen oder auf einem abgetrennten Radweg.
Unterwegs treffe ich auf diese Schwanenfamilie, die noch nicht so richtig wach ist. Ist ja auch noch sehr früh und angenehm frisch. In GILLELEJE finde ich eine Bagerie, ein Kaffee und 2 von diesen dänischen Blätterbrötchen, zusammen 50,20 DKK/6,70 €.
Trotz Gegenwind an der Küste rollt es prima, sehr schnell war ich in TISVILDELEJE. Aber dann wird der Radweg schlecht, er besteht teilweise nur noch aus hingeschütteten Steinen und weichem Sand. Fast wie der Heideradweg.
Und die Berge nahmen auch zu, aber ich habe ja Zeit und wenn es mir zu schwer wird, steige ich ab und schiebe, was mit dem Gepäck auch nicht leichter ist als zu fahren. Mein Bein ist nach wie vor ein Problem und ich verdrehe es, um schmerzfrei zu gehen. Komisch, beim Radfahren habe ich keine Probleme. Aber schon seit heute Morgen brennt wieder die Sonne, ich habe mich mehrfach eingecremt, es ist aber einfach zu heiß und zu wenig Schatten. Deshalb auch eine Pause in der Mittagshitze. Ich finde an einem Dorfteich ein sehr geeignetes Plätzchen.
HUNDESTED ist nicht groß, der Weg zur Fähre ist leicht zu finden. 75 DKK, 10 € für die Fährfahrt nach RØRVIG. Angekommen ist im Hafen ein echtes Chaos! Menschen über Menschen und dabei ist es nur ein kleines Hafengelände mit Buden. So überlaufen war es bei unserem einzigen Besuch auf der Insel Sylt bei Gosch damals. Eine Info ist vorhanden, aber eigentlich ist es nur ein Prospektständer. Leider keine kleine Karte der Gegend. Also weiter meinem GPS-Track folgen in Rtg. Campingplatz. Unterwegs noch ein Brugsen und ich kaufe 2 Paprika, 1 l Milch und 2 Flaschen Wasser.
Der Campingplatz “DCU Camping Rørvig Strand” sieht gut aus. Die Frau an der Kasse regelt erst ihren Verkauf, bevor sie sich um mich als neuen Gast kümmert. Sie spricht nur dänisch, versuche die Anmeldung in Englisch zu führen ergibt nur einen fragenden Blick und Stille. Sie will meine Karte bis zur Abreise behalten, ich aber will sofort bezahlen und sehr früh los. Irgendwann versteht sie mich dann doch.
Vor meinem Zelt baut dann eine Familie aus Frankreich auf. Jedenfalls sprechen sie französisch. Der Mann mit der größeren Tochter auf einem Tandem mit Anhänger, die Frau mit der jüngeren Tochter hat an ihrem Fahrrad eine Stange, falls das Mädchen nicht mehr selbst fahren möchte. Auf dem Anhänger ein rundes Gepäckstück, ähnlich dem selbstaufspringendem Zelt, das Ronald früher hatte. Und tatsächlich, sie legen einen Boden aus, das runde Päckchen wird losgemacht und es springt ein großen Zelt auf. Ich fürchte nur, das es zusammen mit dem Zeltboden sehr schwer ist.
… und nicht mehr an der Küste entlang in Richtung Süden
Ich fahre früh los, denn heute wird die frische Briese der Küste fehlen. Es geht Richtung Süden, aber eben über Land. Wie erwartet die meiste Zeit auf Straßen, die wenig befahren werden und eigentlich nur kleine Dörfer miteinander verbinden. Wie die Zubringer zu den Feldern bei Gothendorf. Es gibt nur wenig Bäume oder Büsche, es fehlt also auch der Schatten. Auf der weiteren Strecke fand ich dieses tolle Gut, gegenüber stand auf dem Feld dieser beim näheren hinsehen nackte Mann und im Knick war ein alter Lagerraum eingebaut.
Mein Track auf dem Smartphone lässt mich schon kurz vor der Mittagshitze im Stich! Irgendwie liegt er falsch und ich fahre in eine Sackgasse. Der Weg endet plötzlich an einer Bahnlinie. Hoch eingezäunt kann ich mich auch nirgend durchdrängeln. Also zurück.
Dann der zweite Fehlgriff auf meinem Track, wieder eine Bahnlinie. Diesmal kommt es schlimmer, denn als ich absteigen will lässt sich meine linke Sandale nicht aus der Pedale lösen. Ausgerechnet mit meinem rechten Bein muss ich mich abstützen. Geht aber nach der Schonung der letzten Tage ganz gut. Also Sandale aus und ich sehe, dass ich eine Schraube verloren habe, die andere ist lose. So kann ich den Einsatz nicht verdrehen und die Sandale demnach nicht lösen. Verdammt, irgendwo muss man doch hebeln können. Nach gut 30 Minuten bekomme ich das Ding irgendwie ab. Schrauben habe ich noch, also wieder festschrauben und endlich weiter.
Der Campingplatz “Storebælt Feriecenter” ist der beste auf meinem bisherigen Weg. Ich bekomme einen festen Platz, Strom, Internet und habe nachher die Möglichkeit etwas zu essen. Ich muss noch einmal zur Anmeldung, weil ich den Strom nicht nutzen kann. Es ist eine Starkstromanschluss. Die sehr freundliche Dame nimmt sofort meinen Ärger heraus und sagt;” Du musst haben eine Adapter”. Und als ich forsch zustimme sagt sie :“ Kein Problem, kriegst du von mir.” So kann ich mein Handy einmal wieder richtig laden, vielleicht liegen die Fehlanzeigen ja an dem langsamen Nachladen über mein Nabendynamo. Also Aufbauen, das Zelt muss trocknen und lüften. Dann sofort duuuuuusscchheeeeeennn! Herrlich, man fühlt sich wie neugeboren.
Die Mittagshitze überlebe ich in einem schattigen Buswartehäuschen, nicht gerade bequem aber im Schatten. Gute 90 Minuten ruhe ich hier aus. In irgendeiner Straße überholt mich dann ein Trecker mit 2 Anhängern. Als er kurz vor mir ist, gibt er noch einmal richtig Gas. Dabei fliegen mir kleine Steine um die Ohren und als ich anhalte und nachschaue staune ich nicht schlecht! Die Straße war von der Hitze aufgeweicht und durch die Räder des Treckers leicht aufgerissen worden
Das Handy lädt, ich erstelle für die letzten 3 Tage meine Blockeinträge. Dann muss ich mich sputen, weil ich vor 21 Uhr den Adapter abgeben muss, sonst kann ich nicht früh los. Anschließend zum Restaurant. Was ? Der will zumachen! Ich bekomme aber noch eine Portion Pommes zum Mitnehmen. Sch…., wo ist meine Karte? Ich belade mich mit meiner Lenkertasche und den Pommes, um die nette Frau in der Anmeldung noch anzutreffen. Gott sei Dank, sie ist noch da und ich erwarte einen echten Rüffel. Statt dessen sagt sie:” Es kann nicht sein, dass du morgen früh hier nicht hinauskommst. Ich gebe dir eine neue Karte”. Ist ja irre, keine Strafgebühren oder so? Nein! Da ich meine andere Karte in meinem Zelt vermute, sage ich den Einwurf beider Karten in den Briefkasten zu. Jetzt gehe ich vorne heraus und möchte mit der neuen Karte die Schranke öffnen. Geht nicht und am Fußgängertor ist keine Lesegerät. Also besuche ich die nette Dame noch einmal:” Geht nicht!” “Oh”, sagt sie, “geht bestimmt! Soll ich dir zeigen? Ich komme mit.” Wir gehen zum Tor und ich zeige ihr, die Karte geht nicht. “Da geht die Karte nicht, da wird Gewicht verlangt wie eine Auto und so schwer bist du nicht. Hier.” Sie zeigt auf das doch vorhandene Lesegerät an der Seite des kleinen Tores. Ich bedanke mich ganz herzlich, die gute Frau hat echt die Ruhe weg. Pommes essen und noch ein paar Fotos von der Brücke, die man von hier aus wunderbar sehen kann. So entstand auch das Fotos im Kopf dieser Seite und der herrliche Sonnenuntergang. Dann noch mit Engelchen telefonieren und Ruhe. Eigentlich war dieser Tag bisher der Anstrengendste, ich wusste ja auch noch nicht was morgen kommt ..
… und dann aufgrund der Hitze nach Süden in Richtung DEUTSCHLAND
Natürlich wieder früher Aufbruch, aber nirgendwo ist ein Hinweis auf den “Brückenbus”. Als ich mit meinen Kindern vor ein paar Jahren (1995/96) hier war, war die Brücke noch im Bau. Anfang 2000 bin ich dann allein unterwegs gewesen und da musste ich einen Bus nehmen, mit dem Rad darf man nicht über die Brücke. Ich frage einen Mitarbeiter an der Autobahnmautstation und der schickt mich auf die andere Seite der Autobahn. Also zurück bis zur nächsten Brücke und dann immer geradeaus. Wieder kein Hinweis und ich suche links und rechts. Schließlich ein fast zugewachsener Hinweis auf eine Bahnstation. Gut wo eine Bahn fährt fahren vielleicht auch Busse. Ein sehr kleiner Bahnhof mit nur einem (!) Taxi davor. Der Fahrer erklärt mir, dass kein Bus mehr Fahrräder transportiert, es geht nur mit dem Zug. OK. Im Bahnhof ein Fahrkartenautomat und ich versuche alles, bekomme aber immer nur den Hinweis, dass man Fahrräder rechtzeitig vorher reservieren muss. Tolle Wurst und jetzt? Ein Bahnmitarbeiter, ich erkenne ihn an dem hellblaues Hemd mit dem Abzeichen, hilft mir. Er übergeht gekonnt die Reservierung und als ich bezahlen will, versagt der Automat irgendwie. ENDE. Nach zwei Versuchen verweist mich der Mitarbeiter an den Zugmanager, dort bekomme ich eine Karte für mich und mein Fahrrad.
Auf dem Bahnsteig fährt mein Zug gerade ab, aber nicht so schlimm, denn ich habe ja Zeit. Ich fühle mich schon fast wie auf meiner unendlichen Pensionierungstour, wo ich mir das mit der Zeit immer wieder selbst sagen werde.
Es ist 07:30 Uhr, der nächste Zug um 08:28 Uhr. Einmal in der Stunde finde ich ein bisschen wenig, aber es ist auch kein Andrang, demnach reicht es ja. Ich gönne mir aus dem Shop oben einen Kaffee und wieder die 2 “Blätterbrötchen” und setze mich hin. Eine Anzeigentafel kann ich von meinem Platz aus sehen. Dort erscheinen plötzlich rote Zahlen und das auch noch hinter meiner Zugverbindung. Es folgen Ansagen, die ich natürlich nicht verstehe, sie werden nur in dänischer Sprache verkündet. Ein junger Mann setzt sich neben mir auf die Bank und als wieder einmal eine Durchsage kommt, frage ich ihn auf Englisch nach dem Hintergrund. Und jetzt kommt es dicke: “Es kommt zu erheblichen Verspätungen, weil in Kopenhagen Hauptbahnhof irgend etwas los ist”, antwortet er in einem guten Englisch. Thank you. Die Anzeige zeigt neben der geplanten Zeit wechselnde neue Zeiten an, 08:53 Uhr, 09:18 Uhr, 09:36 Uhr, 10:22 Uhr, usw. Ich begebe mich mit meinem Rad hinaus und dort stehen tatsächlich jetzt Busse. Wieder frage ich, aber kein Bus fährt mit Fahrrädern über die Brücke. Auch Ausnahmen aufgrund der Situation in Kopenhagen sind nicht möglich. Also wieder zum Bahnsteig. Vorher noch einmal ein Versuch am Fahrkartenautomaten und diesmal klappt der 3. Versuch. Ich habe jetzt zumindest Fahrkarten. An den Gleisen zieht’s, in dieser Hitze angenehm, trotzdem hält man es nur im Schatten aus.
Ein weiterer Mitarbeiter wartet auch auf den Zug. Wir kommen auf englisch ins Gespräch und ich erfahre den Hintergrund. Auf dem Hauptbahnhof in Kopenhagen hat man einen Verwirrten Mann in den Gleisen gefunden. Seine Hände waren auf den Rücken gefesselt und er stammelte irgendwas von einer Bombe. Alles wurde evakuiert und der Bahnhof gesperrt, deshalb kommen auch keine Züge aus der Richtung. Im weiteren Gespräch fragt er mich nach meinem Wohnort in England und als ich ihm meine Heimat erkläre sagt er, “Oh, dann können wir auch deutsch sprechen, ich habe mehrere Jahre in FLENSBURG und PATBORG gearbeitet.
Ich bleibe auf der Straße, ein anderer Weg wird auch nicht angeboten oder ausgeschildert. Es ist die 161 und hat einen abgesetzten Radweg. In KOLDING mache ich einen Abstecher in die Innenstadt und schiebe durch die Fußgängerzone. Viel los hier und an einem kleinen Platz finde ich eine Touristeninformation. Mir wird der Weg zum nächsten Campingplatz in Richtung Süden gezeigt, ich bekomme sogar eine kleine Karte mit den CP der Umgebung. Auf dem CP “Kolding City camp” werde ich auf deutsch begrüßt. Obwohl ich auch in Euro hätte zahlen können, verprasse ich meine Dänenkronen und zahle 101,50 DKK, ca. 13,50 €. Noch 105 DKK nenne ich meinen Wohlstand und lasse mir vom Personal den Weg zur nächsten Einkaufsmöglichkeit erklären. “Erst Quartier machen”, hat Holger immer gesagt. Das Zelt ist schnell aufgebaut und kann trocknen und lüften. Dann Einkaufen, ich gönne mir 1 L Milch, 1 L Erdbeer-Bananen-Milch , Käse, Tomaten und Thunfischsalat. Am Zelt erst einmal ein üppiges Mahl, dann telefonieren und duschen. Morgen würde ich gern an KRUSÅ vorbeifahren und Missunde erreichen. Kurz denke ich über die ganze Strecke nach EUTIN nach, aber das ist Blödsinn. Also MISSUNDE …
Ich mache es kurz, der nächste Zug kommt um 09:41 Uhr. Hinein auch mit meinem Jack. Die Zugmanagerin kommt und ich zeige meine Karten. “We don’ nt stop in NYBORG, next station ist ODENSE.” und ich musste nachlösen. Zugfahrt für mich und mein Rad also insgesamt 172 DKK, ca. 23 €. Jetzt spare ich jedoch fast 50 Km und ich mache schon den Plan, dass ich nicht in MIDDELFART bleibe, sondern schon weiter in Rtg. EUTIN fahre. Auf diese Art und Weise könnte ich vielleicht die fast 135 Km von KRUSÅ nach Hause verkürzen. Ich werde in dieser Hitze und mit meinem verbrannten Fell nicht mehr den Abstecher an die Westküste machen. Die Wege und Beschilderungen in ODENSE sind Spitze! Ich finde mit Hilfe meines Tracks einen Radweg ohne anderen Verkehr, der mich aus der Stadt herausführt. Eigentlich führte er ziemlich schnell nur noch durch grünes Land, dass ich vermutlich immer noch in der Stadt war, konnte ich nicht erkennen. Alles grün, links und rechts Knick und Wiesen. Später, ich gehe davon aus, dass es sich jetzt um eine andere Kommune handelt, wird der Weg schlechter. Schließlich sind es Treckerspuren, die Schlaglöcher mit Steinen ausgebessert, einfach MIST. Und es kommt noch besser, der Weg ist nur noch ein Trampelpfad aber immer noch als nationaler Weg Nr. 6 ausgeschildert. Geht nicht mehr mit Gepäck, also fahre ich einen kleinen Umweg, um auf einer Straße in Rtg. MIDDELFART zu gelangen. Es ist wieder ein Hügelland, aber ich habe ja viel Zeit
… oder sogar ganz nach Hause?
Wie immer früh los, so ist mein Plan. Doch als ich kurz vor 5 Uhr aufwache höre ich ein komisches prasselndes Geräusch: Regen! Also erst einmal liegenbleiben, weiterschlafen. Geht auch nicht so richtig, also aufstehen duschen und die Abfahrt vorbereiten. Es hört dann zum Glück bald auf, ich packe zusammen. Natürlich reibe ich das nasse Zelt mit Geli’s Wunderlappen vorher einigermaßen trocken.
07:30 Uhr rolle ich vom Platz und es fährt sich prima. Die Wolken verziehen sich und machen der brennenden Sonne Platz. Egal, ruckzuck bin ich in HADERSLEV, hier finde ich einen Kreisverkehr für Fahrräder, aber leider keinen Bäcker.
Weiter und in AABENRAA schiebe ich mein Rad durch die Fußgängerzone. Meine letzten 49 Dänenkronen und kein Bäcker will sie haben. Die Fußgängerzone ist ganz nett. Am Ende stehen viele Motorräder, vermutlich ein Treffen, aber die Leute sind ganz gut angezogen, vielleicht doch eine Hochzeit?
Richtung KRUSÅ geht es weiter. Die ganze Zeit reiht sich jetzt schon seit heute Morgen ein Berg an den anderen. Mein Rad ist schwer und ich versuche den Bergabschwung zu nutzen. Klappt nicht immer und ich schiebe mehrfach die Berge hoch. Bis KRUSÅ habe ich dann das Gefühl etwa ein Drittel der Strecke zu Fuß gegangen zu sein.
13:30 Uhr in FLENSBURG und die Sonne brennt wieder gnadenlos. Keine vernünftige Beschilderung und so fahre ich nur nach meinem Track. Die Hitze macht jedoch meinem am Lenker frei befestigtem Handy zu schaffen und ich fahre mehrere Umwege. Zunächst in FLENSBURG, dann verlasse ich meinem Track folgend die Stadt. Aufgrund der Straßenschilder für Kfz werde ich irgendwann stutzig. Ich bin mehrere Kilometer in Rtg. HUSUM gefahren, falsch! Zurück nach FLENSBURG will ich nicht und so kämpfe ich mich querfeldein in grober Rtg. Schleswig. Irgendwann verliere ich meine gute Laune. An einer Tankstelle verzehre ich eine Laugenstange und eine eiskalte Cola. Beim Telefonieren mit meiner Lieblingstochter erkläre ich:” Egal, was als nächstes kommt, ein Campingplatz oder ein Bahnhof, ich nehme es!
An der nächsten Ecke dann der Hinweis zum Campingplatz MISSUNDE, also da entlang. An der Fähre steht ein Fischimbiss, toll! Wie lange habe ich keinen Fisch mehr gegessen? Also Pause und ich verzehre ein Schwarzbrot mit Matjes, der in Sherry eingelegt war, und dazu nach langer Zeit ein Weizenbier, Flensburger. Am Tresen lese ich den Spruch:
Der Kopf tut weh! Die Füße stinken! Höchste Zeit ein Bier zu trinken!
Mit der Fähre über die Schlei und dann links ab zum Campingplatz. Der ist ziemlich voll und ich soll mir einen Platz suchen, vielleicht beim Volleyballfeld. Und genau da ist die einzige erkennbare Fläche, die einigermaßen eben aussieht. Zelt aufgebaut, es wird in der Sonne noch richtig trocken. Kurz meine Buchführung und dann duschen. Natürlich noch kurze Meldung nach Hause und gute Nacht. Morgen geht es nach Hause.
… zu meinem Engelchen!
Wie auch in den letzten Tagen stehe ich wieder recht früh auf. Was ich gestern beim Zeltaufbau nicht bedacht habe, so dicht am Wasser ist natürlich auch viel Feuchtigkeit in der Luft. Aber ein anderer Platz, weiter vom Wasser weg, war nicht frei. Mein Zelt ist klatschnass! Zuerst das Zelt abtrocknen, dann duschen, einpacken und los.
Es rollt prima, aber es ist heute deutlich kühler und irgendwie sieht es nach Regen aus. Deshalb habe ich meine Regenjacke griffbereit hinter dem Sattel. ECKERNFÖRDE und GETTORF sind schnell erreicht. Der weitere Weg nach KIEL zieht sich irgendwie hin, ich habe das Gefühl nicht von der Stelle zu kommen.
GPS habe ich zwar mitlaufen, ich fahre jedoch an der B 76 auf einem abgetrennten und gut befahrbaren Radweg, so kann ich mich nicht verfahren. Denkste! Zwischendurch führt der Radweg mehr in die Orte und an der Bundesstraße ist dann das Radfahren verboten. In Kiel ist die Streckenführung wieder sehr gut, fast immer Schutz- oder Fahrradstreifen. In und vor Kiel findet ein Radrennen statt, aber ich reiße mich zusammen und fahre gemütlich weiter. Die Holtenauer Hochbrücke ist eine einzige Baustelle, ich schiebe mein Rad zum größten Teil. Oben angekommen schaue ich auf meine GPS-Karte im Handy und stelle fest, dass der Nord-Ostsee-Kanal nicht da ist. Es ist zwar wieder sehr warm, aber eigentlich kann es diesmal nicht an meinem Handy liegen. Vielleicht sollte ich doch Euronen in die Hand nehmen und ein vernünftiges Gerät für die nächste große Tour kaufen. Oder es liegt an den kostenlosen Karten aus dem Internet, ich muss einmal nachsehen, ob dort der NO-Kanal vorhanden ist.
Auf dem Kanal ist reger Betrieb, mehrere Schiffe sind in beiden Richtungen unterwegs.
In PREETZ komme ich bei jetzt doch wieder intensivem Sonnenschein an einer Eisdiele nicht vorbei, ich gönne mir einen großen und eiskalten Milchchake. Vor der Eisdiele sitzt ein Paar, etwa in meinem Alter. Sie sprechen mich auf mein Rad an und berichten, dass sie auch größere Fahrradtouren machen. Allerding ohne Zelt.
Jetzt rollt es wieder gut und ich komme gut voran. In Plön schiebe ich natürlich durch die Fußgängerzone, schaffe dann auch die Berge kurz vor Eutin und bin gegen 16:30 Uhr wieder zu Hause!