Von TRIER nach HAMBURG

Donnerstag, 1. Juli 2010

Endlich geht es los! Die Vorbereitungen sind abgeschlossen und alles ist gepackt. Vermutlich habe ich wieder zu viel mit, aber so fühle ich mich wohl. Das Team besteht aus mir, meinem Fahrrad und ca. 26 Kg Gepäck. 
Der Zug fährt pünktlich und es gibt keinerlei Schwierigkeiten mit dem beladenen Rad. Ist ja
auch ein RE bis HAMBURG. genauso pünktlich geht es ab HAMBURG im IC bis Koblenz. Auch hier zunächst mit dem beladenen Rad einsteigen und dann habe ich das Gepäck doch abgenommen. Da ich in dem Fahrradabteil blieb und auf meinen reservierten Platz verzichtete, hatte ich auch keine Ablageprobleme. Das Abteil war zunächst mit ca. 5 Rädern ziemlich leer, was sich im “Ruhrpott” änderte, bis sogar mehr Räder als Plätze im Abteil waren. Noch einmal in einen RE und dann stieg ich mit insgesamt 8 Minuten Verspätung in Trier aus dem Zug. Lob und Anerkennung der DB! 
TRIER, langsam lasse ich die Fahrt angehen. Erst durch die Innenstadt in Ruhe schieben. Das obligatorische Foto in der Altstadt und dann fahre ich los. Ein herrlicher Radweg und ich mache ein paar Fotos mehr vor Begeisterung. Die Mosel ist eigentlich immer zu sehen und die Weinberge geben eine wunderschöne Kulisse für diesen sonnigen Tour Beginn.
Bei meiner “fiktiven Reise” im Internet hatte ich eine kleine Falle bei dem Ort PFALZEL in
Rtg. EHRUNG festgestellt und eigentlich vorausgesagt, dass ich diese Halbinsel in der MOSEL übersehe und zurückfahren muss. Aber nein, ich habe aufgepasst bzw. der MOSEL-Radweg ist excellent ausgeschildert!
Ich fahre zunächst links der MOSEL, in SCHWEICH wollte ich eigentlich schon übernachten, aber ich wechsle die MOSEL-Seite und fahre weiter, es ist noch zu früh. Der Radweg ist gut und eben. In DETZEN biege ich irgendwie falsch ab und es kommen auch prompt die ersten Steigungen. Erst in LEIWEN komme ich wieder auf den Radweg. In NEUMAGEN-DROHN führt der Weg durch die Hauptstraße des Ortes und als endlich ein Hinweisschild zum CP kommt, muss ich etwas zurückfahren.  Aufbauen, telefonieren, Schöfferhofer, Gute Nacht

Freitag, 2. Juli 2010

Ich fahre gleich die Straße in die Ortsmitte und finde dort einen Bäcker. Kaffee und 2 trockene Käsebrötchen, wie in Zukunft auch. 07:30 Uhr ab in Rtg. nach Hause.
Es wird schnell heiß, der Weg lässt sich aber gut fahren. Ich halte mich genau an die Route, da sonst gleich wieder Berge kommen.
In der Mittagspause finde ich einen Bäcker in REIL. Mit meiner Verpflegung mache ich auf dem Dorfplatz “Siesta”. Gurke, Pfirsich, Äpfel, Milch und Harribo Colorado, nur gesunde Sachen. Auf der Bank liegt eine “BILD”, sodass ich auch einmal wieder informiert bin. Danach einpacken und ein kleines Nickerchen bis 14:30 Uhr. Sonnencreme und weiter bis BULLAY, wie ich entschieden habe.
Beim CP BULLAY kann ich gleich bezahlen, sodass ich Samstag sehr früh abfahren kann. Aufbauen, duschen und ab ins Lokal zum Fußball Niederlande: Brasilien.
Toll, ich bin der einzige Deutsche unter ca. 50 Holländern. Natürlich habe ich nur einmal an der falschen Stelle gejubelt, danach vertragen wir uns! Obwohl (soweit ich verstanden habe) sie ihre eigenen Spieler zum Teil verhöhnt haben. Wenn Robben an den Ball kam war keine Bewunderung zu hören, sondern schallendes Gelächter! Ebenso bei “Bommel”. 

Samstag, 3. Juli 2010

06:10 Abfahrt, sogar die Duschräume waren noch verschlossen. Der Tag beginnt auf einem CP wohl erst sehr viel später! Egal, los geht`s. Heute spielt Deutschland und ich will nur zum CP WINNINGEN, kurz vor KOBLENZ. Rechtzeitig ankommen und heute ist auch noch große Wäsche.
Es rollt prima, ich komme schnell vorwärts. Der Weg wird dann bei NEEF unbefestigt und dann auch noch ein Berg. Ich schiebe mein Rad mit dem Gepäck hinauf. Ächz! Natürlich anschließend auch wieder bergab, wobei ich das Rad auf dem Schotterweg nicht einfach laufen lassen kann. Schade um den schönen Schwung
In BREMM frage ich nach einem Bäcker und mache einen kleinen Schlenker in den Ort. Ich trinke bei einem ausländischen Bäcker einen ausgezeichneten Kaffee und gönne mir eine Apfeltasche und eine Rosinenschnecke. Kaum sitze ich draußen am Tisch spüre ich etwas in meinem Nacken. Nichts zu fühlen, aber als ich die Hand zurückziehe sehe ich frische Vogelsch…! Man was für ein
Glückstag! Und weiter …
Ich fahre jetzt wieder auf der linken MOSEL-Seite.  In BEILSTEIN auf der anderen Seite sehe ich die Ruine METTERNICH. In BRUTTIG führt mich der Radweg wieder auf die linke MOSEL-Seite.
08:30 Uhr erreiche ich COCHEM, hier waren wir schon einmal, deshalb mache ich hier ein paar Fotos mehr. Ich rufe kurz meine Girls an und hole meine Lieblingstochter aus dem Schlaf. Na, die
war von COCHEM schon damals sehr begeistert.
Es ist richtig heiß, ich creme mich noch einmal ein, meine Füße in den Sandalen sind schon verbrannt.
Bei MOSELKERN treffe ich einen Händler mit Kirschen. Von nun an kann man meinen Weg an den Kirschkernen verfolgen. Vor HATZENPORT noch ein Foto von der Burg BISCHOFSTEIN, die Fahnen wehen, ist der Bischof zu Hause? In WINNINGEN kann ich vom Radweg aus den CP sehen, aber nicht erreichen! Ich muss erst in den Ort und dann 11:40 Uhr unter der DB hindurch auf den Inselcampingplatz in der MOSEL.
 
Beim Aufbau habe ich ein 2. Mal richtig Glück: Etwas schei…. auf die Zeltplane. Ich trete gegen den Baum und eine Taube haut erschreckt ab. Schei… im wahrsten Sinne des Wortes. Pech oder Glück? Ich wähle jetzt einen Schattenplatz, der nicht direkt unter Bäumen liegt. Zwischen
meinem Rad und einem Baum spanne ich die Wäscheleine.
 
Auf der Wiese vor dem Restaurant steht ein englischer Doppeldeckerbus, drumherum dicke Schlitten (Hammer, Porsche, usw.) Von dort kommt laute Musik, die stimmen sich schon auf das Fußballspiel Deutschland-Argentinien ein.
Große Wäsche und duschen, dann gehe ich schonmal ins Restaurant, ein Erdinger alkoholfrei und nach einem guten Fernsehplatz Ausschau halten.
 
Eine ruhige Runde über den sehr großen CP, der erstaunlich viele Dauercamper hat. Viele haben ein Quad stehen, ist hier wohl gerade in Mode. Endlich 15 Uhr und ich nehme schon Platz.  Neben mir sitzen “echte Fans”, als Tischdecke eine Deutschlandfahne und Presslufttröten. Und alle 3 Minuten raus zum Rauchen.
4:0!!!! Ein tolles Spiel, eine Superleistung! Die etwa 40 Fans hatten mehrheitlich gegen uns getippt. Telefonieren mit allen und Freude pur, Deutschland ist doch eine Turniermannschaft! Die Gruppe um den Bus fährt im Konvoy mit viel Vuvuzela-Lärm über den Platz.
Später gehe ich noch einen Inselsalat essen, teilweise aus dem Glas oder der Dose, aber vom Geschmack her gut. 
Es regnet jetzt etwas, in einiger Entfernung donnert es. Ich mache mein Zelt “unwetterfest”.
 
Das nächste Spiel werde ich mir nicht mehr ansehen, ab in, nein neben den Schlafsack! 
Morgen soll es nicht ganz so heiß werden, da kann ich viele Km schaffen. Erst jedoch das Deutsche Eck in Koblenz mit Foto und dann an die Lahn. Mal sehen, wie weit ich komme …

Sonntag, 4. Juli 2010

Was für ein Sonntag! Rechtzeitig los und es rollt einfach prima. Der erste Zeitverlust und auch die erste Enttäuschung ist KOBLENZ. Das DEUTSCHE ECK ist eine einzige Baustelle für die BuGa 2011. Hätte mir nicht ein freundlicher Polizist den Trampelpfad zum Eck gezeigt, ich hätte ihn nicht gefunden. Überall Sperrgitter der Baustelle, die Fotos machen es recht deutlich. Sogar eine Seilbahn haben sie gebaut. Sie führt vom Eck zur Festung und muss innerhalb von 3 Jahren wieder abgebaut werden, sonst wird der Status Weltkulturerbe aberkannt.
An die Landspitze, wo MOSEL und RHEIN sich treffen, gelangt man gar nicht mehr. OK, Bilder machen und weiter. Ich werde einen Link zum “Deutschen ECK” ins Playa del Ingles schicken, damit man auch dort weiß, was sich in der Heimat so tut.
So, weiter, geplantes Ziel ist heute der CP in RUNKEL. 08:30 Uhr nehme ich in LAHNSTEIN Abschied vom RHEIN und begrüße die LAHN.  Frühstück gibt es am Bahnhof in BAD EMS, wie gehabt Kaffee und 2 Käsebrötchen. 10:25 Uhr bin ich schon in NASSAU und dann in LAURENBURG kam es richtig dicke. Der LAHNradweg ist hier zu Ende. Der Weg führt entweder zurück nach OBERNHOF und mit der Bahn nach LAHNTAL, oder über eine gewaltige Steigung über HOLZAPPEL und GEILNAU. Natürlich fahre ich nicht zurück, ich Tro….. Hier kam ich jetzt in der angehenden Mittagshitze echt ins Fluchen. Es ging in “Serpentinen” die Berge hinauf und immer wenn ich dachte ich bin oben, ging es hinter der nächsten Kurve noch weiter nach oben.
Aber ich habe es geschafft!!! Von HOLZAPPEL ging es dann rasant hinunter nach GEILNAU.
Ich habe meine erste Bergetappe überlebt! Weiter so, denn ich weiß, dass noch weitere Berge
auf dieser Tour kommen. Hoffentlich nicht so steil.
Übrigens habe ich fast ganz oben neben einer Schutzhütte erst einmal Mittagspause gemacht. Verschnaufen ist angesagt gewesen und ich habe meine letzten Verpflegungsdosen geplündert. Am Ortseingang von DIEZ frage ich einen Mann, ob er mir meine Flasche auffüllen kann. Er schickt mich 100 m weiter zu einer öffentlichen Quelle. Toll ausgebaut und ein wirklicher Brunnen, der für die Touristen auch toll hergerichtet ist. Schön kühl ist es da, aber es ist auch ein Schild da: KEIN TRINKWASSER. So eine Pfeife. Gegen 15 Uhr erreiche ich LIMBURG a.d.LAHN und mache ein paar Bilder. Schon etwa 16 Uhr bin ich in RUNKEL, das ist zu früh und ich habe auch noch Lust weiterzufahren. Bei WEILBURG sind 2 CP eingezeichnet. Leider kam ich auf der falschen LAHNseite in den Ort und zurückfahren wollte ich nicht. Der nächste CP ist in BISKIRCHEN und wieder eine große Enttäuschung, da es sich nur um eine Wiese ohne alles handelt. Hier dürfe man ruhig zelten wird mir von Einheimischen erklärt. Ich will aber schön duschen, also noch einmal weiter. Kurz hinter LEUN sind weitere CP eingezeichnet, es wird doch wenigstens einen davon geben. Es gibt sogar mehrere, weil sich hier verschiedene Bootsverleiher an einer Stelle der LAHN angesiedelt haben und jeder bietet seinen eigenen CP an. Ich fahre auf die Anlage und einfach gerade weiter, bis ich an einem Tisch neben einer Holzhütte einen Radfahrer mit einem
kühlen Weizenbier vor sich entdecke! Klarer Fall, mein CP. Vor dem Einchecken bekomme ich auch so ein Weizen und dabei mit dem MTB-Fahrer in ein Gespräch. Er kommt aus der Gegend und fährt nur für das Getränk hierher und wieder zurück. Es handelt sich um Oettinger, welches mir nach diesem anstrengenden Tag aber köstlich schmeckt!
Nach und nach verlassen alle das Gelände und da ich der einzige Camper bin, bleibe ich auch allein zurück. Aufbauen, duschen und mit meinem Engelchen telefonieren.

Montag, 5. Juli 2010

Heute läuft es nicht so rund. 06:45 Uhr Abfahrt und in SOLMS treffe ich auf einen süßen kleinen Bäckerladen und frühstücke, wie immer. Der Laden ist kleiner als mein Büro in Eutin, hat aber alles. Engelchen ruft schon an und sagt mir Guten Morgen, das baut mich auf. 
Anschließend geht MARBURG mir auf den Geist. Ich fahre und fahre und trotzdem kommt der Ort nicht näher. Kein Wunder, aus den geschätzten 35 Km bis MARBURG werden 60 Km.
WETZLAR hat eine schöne Altstadt, aber nur ein kurzer Blick, denn der Weg ist mein Ziel. Es folgt mit GIEßEN eine größere Stadt und ich habe Probleme mit dem Weg. Schilder widersprechen sich oder zeigen bei gleicher Aufschrift in verschiedene Richtungen. Dauert ein wenig, dann geht es weiter.
Der LAHN-Radweg ist gut, man sieht den Fluss in diesem Abschnitt fast immer. LOLLAR, FRONHAUSEN und endlich MARBURG. Hier finde ich sehr schnell durch den Ort, kein Wunder, ich muss nur am Fluss bleiben. Jetzt in Richtung CÖLBE und SARNAU, dort geht der LAHN-EDER-Radweg ab in Richtung FRANKENBERG. Tschüss LAHN, EDER ich komme. Zunächst alles gut, es gibt sogar Schilder.
Bis Frankenberg habe ich keine Karte mit, brauche ich wohl auch nicht. Was für ein Irrtum! Ich verlasse mich auf die Beschilderung, die mich auf völlig unbefestigte Geröllwege führt, die dann im Wald noch eine Steigung von gefühlten 30 Grad haben. Ich frage mich durch und erreiche DOTTENDORF und dann FRANKENBERG schließlich doch. Noch einmal 30 Km bis zum EDERSEE, wo ich übernachten werde.
18:10 Uhr bin ich auf dem CP, wo ich nach einem kurzen Gespräch an der Anmeldung einen Sonderpreis von 8,– € bekomme. Ich gehe ein Paar Schritte zurück, um ein alkoholfreies Weizen zu genießen. Habe ich mir verdient, es gibt Schöfferhofer. Als ich zum Rad zurückkomme habe ich endlich den ersten Plattfuss, natürlich hinten. Zum zugewiesenen Platz schiebe ich. Aufbauen, Rad flicken, duschen, telefonieren  …  Gute Nacht.

Dienstag, 6. Juli 2010

Oh Mann, hat das letzte Nacht gegossen! Dementsprechend frisch ist die Luft heute Morgen. Erst 06:15 Uhr bin ich aufgestanden, duschen und das Rad beladen, aber das Zelt lasse ich noch stehen. Die Sonne geht gerade über dem See auf und so wird sie bald mein Zelt trocknen. Außen habe ich es mit meinem Abwaschtuch so gut es geht getrocknet. Den Rest macht die liebe Sonne. Also gehe ich auf dem Platz erst einmal frühstücken, wie immer Kaffee und 2 Käsebrötchen. Mein Zelt ist zwar noch nicht ganz trocken, aber jetzt wird eingepackt und los.
Der Weg zur Staumauer EDERSEE ist sehr schlecht, unbefestigte Waldwege und wie gesagt, es hatte die ganze Nacht geschüttet. Mein Rad und ich sahen lustig aus, lauter dunkle Spritzer bis zu den Knien und die Taschen ebenfalls gesprenkelt. Egal, hier kennt mich keiner
Nachdem ich meine Fotos gemacht habe gönne ich mir einen Kaffee. Es kommt eine Gruppe älterer Herren, die mein schwer beladenes Rad begeistert mustern. Ich geselle mich dazu, sie kommen aus der Gegend von Köln und machen ebenfalls eine Tour. Als ich erzähle, dass ich noch bis S-H fahren werde, sind sie beeindruckt. Mehr noch als ich auf Frage meinen weiteren Weg, nämlich HANNOVERSCH-MÜNDEN/GÖTTINGEN beschreibe. Einstimmig lehnten sie diese Strecke ab. Auf meine Frage erklärte einer, das sind ca. 35 Km, davon gehen 37 Km bergauf! Als ich wieder im Sattel sitze fasse ich einen schnellen Entschluss:
HANN.-MÜ./GÖTTINGEN wird mit der Bahn gefahren

Mittwoch, 7. Juli 2010

Es ist noch kühl, als ich aufwache, deshalb dusche ich trotz dieser Ausstattung noch einmal schön heiß. Anschließend einpacken und ab Rtg. HANN.-MÜNDEN, Hauptbahnhof. Schon 09:15 Uhr bin ich am ersten Ziel. Der nächste Zug nach GÖTTINGEN fährt 10:06 Uhr, also Zeit zum Frühstücken. Ich beschließe jedoch mir etwas aus der Innenstadt zu holen und dann in aller Ruhe auf dem Bahnsteig zu essen. Wer den Ort kennt, dem ist bekannt, dass es vom Bahnhof in die Stadt bergab geht, zurück zum Bahnhof also nicht unerheblich bergauf. Egal, Kaffee to go, wie es so schön heißt, Käsebrötchen wie gehabt und zurück. Der Zug kommt pünktlich, mit dem Rad habe ich 11,75 € bezahlt. Während der Fahrt habe ich dann auf der ersten Hälfte der Strecke erlebt, was ich mir erspart habe. So viele Anstiege auf so viele Berge, ich bin heilfroh über meinen Entschluss. Es erinnert mich an die große Runde mit Holger, als wir beschlossen von Görlitz nach Dresden den Zug zu nehmen. Auch dort sparten wir uns erhebliche Bergfahrten.
In GÖTTINGEN irre ich erst einmal herum. Und jetzt erlebte ich das erste Mal, das mich ein älterer Mann ansprach, um mir zu helfen. Statt zu erklären begleitete er mich bis an die Leine, von wo aus ich nur noch dem Radweg zu folgen brauchte. Er erklärte mir nicht den Weg, sondern brachte mich hin! Und genau dasselbe passierte mir anschließend noch 3 Mal, ich komme darauf zurück. Eine ganz neue Art der Hilfeleistung, nochmals vielen Dank.
Vor BOVENDEN muss ich mein Rad über eine Brücke mit Treppen bringen. Unglücklich, aber machbar. Da die Sonne schon wieder richtig beißt, creme ich mich noch einmal ein. Die LEINE begleitet mich hier als ruhiges Flüsschen. Eine zeitlang fuhren vor mir 2 ältere Herren in Sportzeug und mit Gepäck. Vor EINBECK sind in meiner Karte zwei Varianten eingezeichnet. Als ich mir das so betrachte, hält wieder ein älterer Radfahrer neben mir an. Auf meine Frage, welchen Weg er als Einheimischer nehmen würde, sagte er ohne zögern, dass er rechts fahren würde. Als er meinen Blick sieht fügt er hinzu:” Da
gibt es zwar einen Hügel, aber den fahre sogar ich mit meinen 83 Jahren hoch!”. Also rechts.
Ich bin noch nicht einmal durch den nächsten Ort SALZDERHELDEN durch, als mir die beiden Sportler entgegenkommen. Gleichzeitig wurde ich von einem Autofahrer gefragt, ob ich auch Rtg. KREIENSEN möchte. Als wir vier zusammentreffen erfahre ich, dass die Sportler mit großen Augen vor einem steilen Anstieg standen und der Autofahrer ihnen jetzt einen Alternativweg ohne Berge zeigen wollte. Kleiner Hügel, den der 83-jährige hochfährt, hatte ich so im Kopf. Egal, ich schloss mich für eine kurze Zeit den beiden anderen Radfahrern, die auch schon viel mit dem Rad in Deutschland unterwegs waren, an. In KREIENSEN machen die anderen Quartier, ich muss noch bis FREDEN, wo der nächste CP eingezeichnet ist.
Kurz vor dem Ort nochmals ein paar leichte Berge, aber wenn das Quartier so nah vor einem liegt, sind die gar nicht so schlimm. CP? Wie CP hier in FREDEN? Kenne ich nicht! Oh nein, nicht schon wieder! Aber da erklärt mir eine Frau aus dem Ort, dass das Gasthaus “An der Leine” hinten ein paar Campinggäste hat, ich solle doch dort einmal fragen. Die Wirtin im Gasthaus erinnert mich an Liselotte Pulver mit dem ungarischen Akzent und dem feurigen Temperament. Kurz verhandelt und ich bekomme eine Parzelle zugeteilt. Als sie ihren Mann mit mir losschickt ruft sie noch hinterher:” … und anständig benehmen!”.
Und heute Abend spielt Deutschland gegen Spanien im Halbfinale, der Mann sagt dazu nichts, denn Fußball gibt es in dem Gasthaus nicht. Ich hatte schon am Ortseingang von einer Großveranstaltung in einer Scheune gelesen, sodass ich nicht auf das Gasthaus angewiesen war. Also aufbauen, duschen und große Wäsche, alles fertig machen und zur Scheune. Oberhalb des CP war eine Scheune von dem Dorfverein renoviert worden, sodass diese in zwei größere Hälften geteilt ist. In beiden Hälften hingen jetzt Bettlaken und davor je ein Beamer, der das Bild groß und scharf auf die Laken warf. Ich war zu früh, durfte deshalb für einen Einsatz von 1 € ein Ergebnis tippen. 3:1 DEUTSCHLAND, ich habe also nicht gewonnen. Als die Räume sich füllten hatte ich mir schon in der linken Hälfte in der 1. Reihe einen Platz reserviert. Um mich herum setzten sich hauptsächlich Kinder und Jugendliche, mit denen ich mich einigen konnte. Z. B. darüber, dass die VUVUZELA nicht direkt an meinem Ohr geblasen werden soll. Ich hatte tierischen Durst, aber es gab kein alkoholfreies Weizenbier, nur alkoholfreies normales Bier in Flaschen. Ich habe in diesem stickigen Gebäude ungefähr 5 Flaschen davon getrunken und hatte immer noch Durst!
Nach der Niederlage bin ich schnell runter zum CP und bin zur Ruhe übergegangen. Die Klänge der enttäuschten VUVUZELA´s waren noch lange zu hören.

Donnerstag, 8. Juli 2010

Früh los, 06:45 Uhr. Hurra, schon nach 600 m ein Bäcker und es gibt Kaffee und 2 naja, jetzt weiß es doch schon jeder, Käsebrötchen.
08:12 Uhr die Holzbrücke über die LEINE ist unglücklich! In den Fotos kann man sehen, dass die Schiebestege blöd angebracht sind. Den rechten kann ich nicht nehmen, weil dann meine Taschen am Geländer schraben, der in der Mitte ist soweit links, schlecht für jemanden, der sein Fahrrad linksseitig schiebt und der ganz linke hat wieder zu wenig Seitenabstand zum Geländer, Wie gesagt, unglücklich!
ELZE ist schlecht ausgeschildert. Ein Infostand mit Karte zeigt vieles, jedoch nicht den Standort, sodass ich erst ein wenig suchen muss.
Gegen 10 Uhr passiere ich das Schloss MARIENBURG, sehr schön anzusehen.
Schon eine Stunde später, in einem Dorf namens SCHULENBURG, habe ich wieder Plattfuß und natürlich wieder hinten. Im Schatten der Bäume an der Dorfkirche lade ich meine Sachen ab und noch bevor ich richtig angefangen habe, ist der Dorfkasper da. Er gibt mir auch gleich die richtigen Tipps für meine Reparatur, denn er weis alles und sogar noch besser als ich. Als er endlich verschwindet fange ich an, er ist aber schon kurz danach wieder mit Rat zur Stelle. Egal, ich möchte weiter und entscheide mich deshalb nicht zum Flicken, sondern nur zum Einsetzen meines Reserveschlauchs. Beim Zusammenbauen klemmt die eine Seite der Magura-Bremse und schon der Hinweis, ich solle den Seilzug lösen. Er wusste es eben.
 
Der Radweg wird immer schlimmer und kurz vor HANNOVER dann fast kein durchkommen mehr. Als ich ein Foto mache, muss eine andere Radfahrergruppe anhalten, da wir nicht aneinander vorbeifahren können. Wie will man solche Abschnitte einer Familie mit einem Kind im Anhänger erklären? Oder Tandemfahrer mit Gepäck, wie ich mehrere traf. Dabei war die hintere Person oft sehbehindert, dann kommt man hier auch nicht weiter.
Durch HANNOVER am MASCHSEE führt entlang ein ausgezeichneter Radweg. Lob und Anerkennung, muss auch einmal gesagt werden. Auf dem Weg hinaus habe ich mich dann vertan. Als ich wieder so auf meine Karte schaue hält ein anderer Radfahrer an. Ende 50 und als Kommunalbeamter im Vorruhestand, wie er mir erklärt. Er ist der zweite, der mir nicht den Weg erklärt, sondern mit mir zusammen in Richtung Schloss RICKLINGEN fährt und mich damit wieder auf den LEINE-HEIDE-Radweg zurück bringt.
Unterwegs lerne ich alle Streitigkeiten aus der Kommunalpolitik, alle Bauvorhaben und zum Teil die Sehenswürdigkeiten von GARBSEN kennen. DANKE.
Beim Umblättern, diesmal war ich auf dem richtigen Weg, kam der nächste Radfahrer. Er zeigte mir eine Abkürzung durch ein Waldstück und fuhr mit mir bis BORDENAU.
Auch diesem Herrn herzlichen Dank.
Es kam noch besser. In NEUSTADT am Rübenberge schaue ich wieder auf meine Karte. Eine Frau, ich schätze mein Alter, bot mir ihre Hilfe an. Auch sie versucht nicht mir den Weg zu erklären, sondern fährt mit mir zusammen bis BASSE. Sie fragte, wo ich herkomme und ich erkläre aus S-H, so etwa aus der Mitte zwischen LÜBECK und KIEL. Prima sagt sie, sie ist in EUTIN aufgewachsen und als begeisterte Radfahrerin ist sie auch schon mit ihrer Radfrauengruppe im Bereich EUTIN herumgefahren. Ihren Frauen war es dort jedoch zu hügelig. Ja ja, die Welt ist klein!
 
 
Bei dem CP AMEDORF ist eine Badeanstalt am FRANZSEE, wo die Übernachtung in Zelten erlaubt ist. Dort war das gesamte Dorf versammelt und alle gingen sehr freundlich miteinander um. Ab 19:30 Uhr wurde es ruhiger bis nachher nur noch 5-6 ältere Dorfbewohner zusammen saßen. Ich setzte mich dazu und es gab eine angeregte Gesprächsrunde über Reisen durch die Welt. Eine Frau  erklärte, dass sie eigentlich schon überall in der Welt war und immer wieder gern nach DEUTSCHLAND zurückkehrte. Und warum? Weil wir hier alles haben! Es fehlt hier nur eine Wüste, alle anderen Landschaftsformen haben wir. An diese Worte musste ich später in der LÜNEBURGER HEIDE immer wieder denken. Bei diesem Wetter am Nachmittag durch die Heide, wir haben eine Wüste!
Der Tag war lang und nach einem gemeinsamen Getränk liefen alle auseinander.
Ach ja, es gab hier nur die kalte Dusche am Kinderbecken, alles andere ist erst im Bau. Es entstehen hier neue Sanitäranlagen, eine Sauna und ein Kiosk in drei Holzhäusern, wird bestimmt irgendwann einmal gut.
Als alle weg und ich alleine war kroch ich in mein Zelt. Telefonieren und Gute Nacht.

Freitag, 9. Juli 2010

Frühe Abfahrt, es soll heute wieder heiß werden. Wenn das Wetter so bleibt, endet die TOUR 2010
morgen in HAMBURG bei meiner Lieblingstochter.
In SCHWARMSTEDT gab es Frühstück, wer alle Tagesberichte gelesen hat, weiß was es gab.
Nördlich von BOTHMER fließt die LEINE in die ALLER. Der LEINE-HEIDE-RADWEG orientiert sich jetzt nicht mehr an dem Fluss, man sieht die ALLER auch nicht so oft. Kurz vor HODENHAGEN überquere ich die ALLER ein letztes Mal.
Ich habe das Gefühl, dass ich schon wieder Luft aus dem Hinterreifen verliere und pumpe zunächst 100 Schläge nach. Hält, hält nicht, hält …. In DÜSHORN nehme ich vor einer Bäckerei und einer Schlachterei wieder das Gepäck vom Rad und flicke den hinteren Schlauch. Gegenüber ist eine TOYOTA-Werkstatt, dort frage ich anschließend nach 6 bar Luft. Der AZUBI fragt 3 Mal nach, ob wirklich soviel Druck auf den Reifen soll, bevor er den Kompressor anschließt.
An WALSRODE vorbei nach BAD FALLINGBOSTEL, hier vervollständige ich meine Verpflegung.
Aufgrund der Hitze mache ich eine Mittagspause auf einer Bank im Schatten eines Waldes
bei SOLTAU. Felix braucht bei dieser brütenden Hitze seine Ruhepause, hat es zwar nicht
gefordert, aber vorsichtshalber.
 
Ich treffe viele Radfahrer, aber nur wenige mit Gepäck. Kommt es zu Gesprächen wird immer wieder die schlechte Qualität des LEINE-HEIDE-RADWEGES ein Thema. Auch einheimische Radfahrer gaben immer wieder an den L-H-Radweg zu meiden
Liebe Leute, wenn ich etwas RADWEG nenne muss eine Oberfläche zum Fahrradfahren vorhanden sein. Ich durfte teilweise wählen, ob ich auf unebenem Kopfsteinpflaster, in 20 cm tiefem feinem Sand oder auf einem Trampelpfad, der sehr häufig ebenfalls aus feinem Sand bestand,
fahren möchte. Keine Chance mit 25 Kg Gepäck, keine Chance für Anhänger mit und ohne Kinder und keine Chance für Tandemfahrer! Die Tagesbilder zeigen Beispiele für den Radweg etwa 8 km nördlich von SCHNEVERDINGEN.
Der CP in HOLM-SEPPENSEN liegt etwas abseits des Weges an einem See. Die Macher sitzen mit einem kühlen Getränk vor der Tür und da sie Zeit haben hole ich mir auch ein Weizen und in einem lockeren Gespräch regeln wir die Anmeldung. Der Platz ist groß und mir wird ein Stück Rasen etwas oberhalb des Sees zugewiesen
Beim Aufbau spricht mich ein Paar an, die sich wahnsinnig erstaunt darüber zeigen, was ich alles in meinen Packtaschen habe. Sie fahren auch viel Fahrrad und sind natürlich von meinem Rad begeistert. Auch hier ist die Qualität des L-H-Radweges ein Thema.
Nach dem Aufbau ein Bad im See, die Temperatur des Wassers ist nach meinem Bad 2 Grad höher als vorher. Ich verputze den Rest meiner Verpflegung, hat ja gut geklappt, alles alle. Morgen soll es wieder heiß werden, also fahre ich nur bis HAMBURG-WANDSBEK und beende dort bei meiner Tochter die TOUR 2010 nach etwa 1000 Km.
Noch ein kaltes Weizen und telefonieren, dann früh ins Zelt. Morgen geht´s nach Hause

Samstag, 10. Juli 2010

Heute geht´s nach Hause. Ich versuche beim Einpacken sehr leise zu sein, alle Camper außer mir liegen noch in den schönsten Träumen.
In SEPPENSEN gibt es Frühstück, Zusammenstellung dürfte mittlerweile bekannt sein. Ansonsten noch ein paar Steigungen vor VAHRENDORF.
Dann folgt die katastrophale Wegweisung ab HAMBURG HARBURG, mal stehen Schilder HH-Zentrum, mal nicht und irgendwann nur noch in Verbindung mit dem BAB-Schild. Das traue ich mich dann doch nicht. Ich frage also, werde zum Dank zweimal in Sackgassen geschickt und irre lange herum, bis mir
in einer Aral-Tankstelle jemand den Weg über die ELBBRÜCKEN zeigt.
Immer Richtung Zentrum, dann kommt irgendwann auch HH-WANDSBEK. Leider stehen hier nicht so viele Radfahrerschilder, die in HH übrigens rot sind. Komisch, komme ich aus Rtg. EUTIN weisen mich viele Schilder prima bis zum WANDSBEK MARKT, hier nicht. Irgendwann beim Herumirren erkenne ich eine Straße und weiß jetzt wo ich bin. Jetzt finde ich auch zu meiner Lieblingstochter, die mich mit einer Flasche eiskalter Apfelschorle begrüßt.
Einpacken, alles passt natürlich in ein Auto wie Harry, da gibt es kein Problem. Dann fährt sie mit mir los. Die A1 Rtg. Norden hat 13 km Stau, also fahren wir über NORDERSTEDT und BAD SEGEBERG mit dem Ergebnis, dass wir schon am Ortseingang SE im Stau stehen. Na gut, wir haben ja Ortskenntnisse, also über meine Radwege zum Dorf BERLIN und dann nach Hause. Hier kommen wir prima durch und ich bin wieder da!
 
Meine TOUR 2010 hat trotz einiger Widrigkeiten sehr viel Spaß gemacht. Zum ersten Mal habe ich auch Berge in Kauf genommen und ja auch geschafft. Diese Route würde ich aber aufgrund der teilweise äußerst schlechten Radwege nicht noch einmal fahren.
Nur die Mosel bleibt mir in so guter Erinnerung, dass ich plane, sie im nächsten Jahr mit meinem Engelchen zu fahren. Kürzere Etappen und übernachten in Pensionen, wird ein echter Urlaub.
 
Bis dann …